Um kurz vor neun geht es los, es sollen heute wieder 28⁰C werden, mir viel zu warm. Unerträglich. Bereits beim auslaufen aus dem Hafen spürt man die Hitze.


Durch die kleine Betonnung bin ich schnell auf dem Belt. Am Anfang noch mit Motor gehe ich auf Südlichen Kurs. Wenig später setze ich das Großsegel und fahre nur mit Groß vor dem Wind gen Süden.

So geht es schließlich die ersten Meilen bis Mommark mit um die 2-3kn Fahrt voran. Höhe Mommark dreht der Wind auf Ost, natürlich ziehe ich die Fock dazu, die vorher nur geschlackert hätte.

Angesagt war der Ostwind nicht, allerdings hielt er auch nicht lange an. Nach ca.10 Minuten wurde der Wind immer weniger, bis er schließlich ganz weg war. Ich ziehe die Fock wieder rein und motore über die Flachstelle bei Pøls Rev.

Kurz hinter der Fachstelle kommt dann Westwind auf. Auch der war nicht angesagt. Egal ich mache den Motor aus und Kreuze mit 3-4kn Richtung Förde.

Ich Blicke nochmal zurück auf die offene Ostsee. Wer weiß, wann ich wieder hier bin. Vielleicht mal ein Wochenende oder im Herbsturlaub. Einfach schön der Anblick der Weite.

Als ich so Richtung Förde kreuze fängt mein Funk plötzlich an ununterbrochen zu sabeln. Verschiedene Ereignisse, die fast alle zeitgleich passieren. Ein Boot auf Grund irgendwo in Deutschland, eine Motorausfall in Dänemark und natürlich die eindringliche Durchsage über die Sperrung der Schlei. So viel hab ich über Funk die letzen 2 Jahre nicht gehört. Aber gut zu wissen, dass der Empfang gut ist und man im Seenotfall alles mitbekommt und ggf. helfen könnte. Und schon ist da der Kalkgrund.

Es ist komisch zu sehen, dass die Windräder schräg hinter mir ihren Wind aus Süden bekommen und sich drehen, die bei Kragesand aus Westen und die bei Høruphav auf Kægnæs aus Norden. Aber da ich schon damit gerechnet habe, dass der Wind nochmal drehen wird. Kreuze ich lange Schläge in die richtige Richtung und kurze vom Ziel weg. Es stellt sich raus, dass dies genau richtig war, denn wie auf dem Bild unten zu sehen dominierte der Nordwestwind schließlich. Langsam kommt er näher.

Die letzen Meilen sind dann ganz entspannt mit Nordwestwind. Gutes vorankommen und kleine Böen. Gut 4,5-5,5kn fahrt sind im Boot.


Als ich Høruphav ansteuere und nach hinten sehe, ist der Nordwind noch nichtmal beim Kalkgrund angekommen, so langsam schleicht er sich an. Ich hingegen bereite langsam die Leinen zum Anlegen vor. Berge schließlich die Segel und fahre in den Hafen ein.

Gefühlt sind mehr Plätze frei als vor 3 Wochen, als es von hier aus rund Fünen ging. Denn heute war es dann soweit, dass ich meine Route gekreuzt habe. Auch wenn es mit abstechern usw. länger gedauert hat bin ich Einhand rund Fünen gefahren. Nur zwei mal kurz musste ich aufgrund mangelnden Windes kurz geschleppt werden, dennoch bin ich zum einen etwas Stolz darauf und zum anderen habe ich gemerkt, dass ich mit dem Boot eine Einheit bin, dem Boot beim segeln vertraue und mit den Reaktionen vertraut bin. Auch mit den Wellen komme ich besser klar. In der Innenförde haben wir kaum Wellen, also habe ich quasi kein Kontakt mit ihnen das ganze Jahr, außer vielleicht mal am Wochenende oder halt im Urlaub. Auch was Fachstellen und das Vertrauen in die Seekarte angeht, bin ich entspannter geworden. Vor einem Jahr noch wollte ich nicht über stellen unter 5m fahren, aus Angst vor Grundberührung. Heute habe ich kein Problem damit und fahre entspannt über 3m Stellen. Allgemein bin ich um einiges sicherer auf dem Wasser geworden.
Die nächsten Tage bekommen wir etwas mehr Wind. Eine Woche habe ich zwar noch, will aber auch nochmal ankern und Baden gehen. Vielleicht nur in der Bucht hier, vielleicht geht es auch nochmal den Alssund hoch, man wird sehen was Wind und Wetter ermöglichen werden.